Generation 45 Ruhrgebiet · Kriegskinder erinnern sich
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Generation 45 Ruhrgebiet

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Generation 45 Ruhrgebiet
Kriegskinder erinnern sich

ISBN 978-3-948566-24-1
224 Seiten · 19,80 €
gebunden
· mit Schutzumschlag

 
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Dieses Buch ist eine ganz tiefe Verneigung vor der Generation 45, die vielen von uns ein tolles Leben ermöglicht hat: durch ihre Pfiffigkeit, ihren Fleiß, ihren Mut sowie durch die Gabe, aus schrecklichen Ereignissen die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und diese umzusetzen. Ohne Selbstmitleid und Jammern.

Gertrud und Gustav Puzicha (Bochum) im Gespräch
mit Lothar Gräfingholt

Hubert Steinhaus (Bottrop) im Gespräch mit Heike Biskup

Paul Reding (Castrop-Rauxel) im Gespräch mit Reinhilde Hedtrich

Klaus Gruhn (Dortmund) im Gespräch mit Hubertus Janssen

Brigitte König (Essen) im Gespräch mit Sebastian Schmitz

Eva Neumann (Gelsenkirchen) im Gespräch mit Sabine Piechaczek

Ernst-Dieter Walter Penndorf (Lohberg)im Gespräch
mit Benjamin Bäder

Ruth K. (Recklinghausen) im Gespräch mit Lars von der Gönna

Adolf Reddemann (Recklinghausen) im Gespräch mit Elke Jansen

Renate Ritz (Westfalen) im Gespräch mit Dr. Thorsten Voß

Hans Peter Kunz-Hallstein (Hagen), Kriegserinnerungen

Hans Nöring (Dortmund), Tief eingebrannt

Aus der handschriftlichen Chronik
der Gemeinde St. Bonifatius in Dortmund

Fotos aus der Privaten Sammlung
Ferdinand Lammert

Biografie-Projekt der Anne-Frank-Gesamtschule,
Dortmund-Nord, mit dem Seniorenwohnpark Burgholz

Aus dem Tagebuch der englischen Besatzung in Bottrop

Klaus Gruhn
Erinnerungen an das Bombardement
auf Dortmund am 12. März 1945
Zwei Abenteuerfahrten durch das
zerstörte Ruhrgebiet
Informationssuche zwischen gelenkter
Presse, BBC London und Flugblättern

Generation 45 Ruhrgebiet

Das Foto hat Eva Neumann für das Buch zur Verfügung gestellt.
Sie hat mit Sabine Piechazek über ihr Erleben des Kriegsendes gesprochen. Das Foto wurde in der direkten Nachkriegszeit aufgenommen. Kinderschützenfest in Gelsenkirchen, und Eva ist leicht zu erkennen: Sie ist das einzige Mädchen mit Trägerrock.

Sabine: Mit dem A und O, mit Essen und Trinken, hat es insgesamt geklappt?
Eva (Jahrgang 1932): Bis auf eine kurze Zeit, da gab’s so gut wie nichts in den Geschäften, da gab’s nur Maisbrot; wenn das frisch war, ging es noch, aber sonst war es fürchterlich. Das bestätigen mir auch heute noch Alte, wenn ich mit denen spreche.

Elke: Und als Sie dann wieder in Recklinghausen waren? Die Stadt sah ja ganz anders aus, als Sie es noch gekannt hatten.
Adolf (Jahrgang 1932): Das Nordviertel war vollkommen platt, war zerstört. Nur Ruinen. Unser Haus hier an der Straße hatte einen Bombenschaden. Ein Blindgänger ist durch die Badewanne gegangen. Der liegt ja wohl heute noch irgendwo tiefer. Der ist nie entschärft worden.

Heike: Aber sie waren froh, als der Krieg dann vorbei war. Und auch das Ganze mit dem Nazitum und so?
Hubert (Jahrgang 1931): Na ja, wir waren katholisch, und wir waren etwas informiert über die Hirtenbriefe. In der Nachbarschaft war ein Mädchen, das war etwas geistig behindert. Und die Eltern, die wurden angeschrieben. Die Schwestern haben gesagt: Wir können für die Gesundheit ihres Kindes nicht mehr garantieren. Daraufhin wurde sie von dem Heim wieder zurückgeholt. Während andere, die stärker behindert waren, plötzlich verschwunden waren.

Lars: Wann kam der andere Blick auf die Nazizeit?
Ruth (Jahrgang 1931): Zurück in Recklinghausen verbrachte ich mit meiner Mutter viel Zeit bei meinem Großvater. Es gab wieder „echte“ Nachrichten, vor allem über Konzentrationslager. Da lief es mir eiskalt den Rücken runter. Dass das überhaupt menschenmöglich ist, habe ich nach 1945 als tiefen Schrecken erlebt. Einmal wurde die Zahl der Toten von Hitlers Krieg durchgegeben. Mein Großvater saß da am Radio und weinte.

Hans Peter (Jahrgang 1939): Den Tag des Kriegsendes habe ich nicht in besonderer Erinnerung. Ich weiß aber noch, dass ich trauerte, nicht mehr Hitlerjunge werden zu können. Die Uniform und die kurzen Messer hatten es mir angetan.

Lothar: Was war mit deiner Arbeit in der Verwaltung während der Besatzungszeit?
Gustav (Jahrgang 1930): Wir Lehrlinge wurden eingesetzt, um wichtige Nachrichten zu übermitteln. So habe ich auch mit dem Fahrrad bestimmte Leute angefahren. Wenn zum Beispiel der Stadtkommandant Leute, die leitend in der Verwaltung tätig waren, um sich scharen wollte: Wie konnten die die Mitteilung kriegen, die da erscheinen sollten? So was habe ich auch gemacht.

Sebastian: Wie war das bei deiner Ankunft in Essen?
Brigitte (Jahrgang 1934):  Keiner hat mich abgeholt. Und zu der Zeit gab es keine Rollenkoffer. Den schweren Koffer musste ich schleppen. Und weißt du, wie lang die Dellwiger Straße ist? Weißt du das?
Sebastian: Die geht aber nicht bergauf, oder?
Brigitte: Ich war ziemlich platt. Auf der einen Seite stehen Zechenhäuser, alle schwarz, und auf der anderen Seite fährt der Zug.

Reinhilde: Und was gab es sonst noch? Was kannst du sonst noch über diese Zeit berichten?
Paul (Jahrgang 1939): Ich habe noch jetzt im Ohr, wie eine Bekannte meiner Mutter in der Adolf-Hitler-Straße, heute heißt sie Lange Straße, heimlich ihr zuraunte: „Jetzt haben sie auch die uralte Frau Nathan abgeholt.“ Mehr hatte meine Mutter dazu nicht sagen können als: „Schade.“

Benjamin: Und wie bist du nach Oberlohberg gekommen?
Dieter (Jahrgang 1940): Im Winter auf dem LKW hinten auf dem Hänger, in Wolldecken eingehüllt, zwischen den Möbeln. 250 Kilometer bis nach Dinslaken. Ich wollte aus Karlshafen nicht weg. Da hat mein Stiefvater gesagt: „Ach, es ist doch schön dort. Wir haben ganz viel Wald da, den Oberlohberger Busch.“ Na ja, ich bin da angekommen, bin runter vom LKW, bin mal 50 Meter gelaufen, hab den Oberlohberger Busch gesehen, bin die 50 Meter retour, bin wieder in den LKW und wollte zurück nach Karlshafen. Das war ein Kulturschock. Ja, das war für mich ein Kulturschock.

Thorsten: Wie hast du die Umsiedlung erlebt?
Renate (Jahrgang 1935): Die Sudetendeutschen wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. 50 Kilogramm pro Person durfte man mitnehmen. Wir wurden im August 1946 aus dem Lager entlassen und konnten nirgendwohin. In dem Haus, in dem wir früher gewohnt haben, war jetzt ein Tscheche.

Hubertus: Und habt ihr damals auch Englisch gesprochen?
Klaus: (Jahrgang 1933) Nein, wir haben uns mit Zeichen verständlich gemacht. Das Wort „chewing gum“, das haben wir natürlich gelernt, „Cigarettes“ auch. Warum? Weil das das beliebteste Tauschmittel war. Es wurden ja vorher schon in der Kriegswirtschaft die Rationen immer weiter reduziert. Und mit dem Zusammenbruch, der als völliger Zusammenbruch der Gesellschaft und des öffentlichen Lebens begann, setzte ja eine große Notzeit ein. Die Währung war überhaupt nichts mehr wert, und es gab schnell eine Tauschwirtschaft.

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